PETER SOBOTTA

Klein aber Oho

Früh war klar, dass Peter später einmal selbst als aktiver Kämpfer tätig sein würde. Bereits im zarten Alter von sechs Jahren wirbelte der Jackie Chan-Fan auf den Judomatten seiner Gegner umher. Seine damalige Trainerin erkannte schnell das Potential, das im kleinen Peter steckte und begann ihn gezielt zu fördern. So konnte der junge Judoka schon vor der Einschulung seine ersten Wettkampferfolge feiern. Einige Jahre später kam er durch einen Schulfreund zum Taekwondo und kurz darauf auch zum Kickboxen. Mit 13 Jahren erfolgte sein erster Kontakt mit den Mixed Martial Arts. Es sollte Peter “Yamatodamashii” Angerer sein, der durch seinen Sieg im Hauptkampf der Fist of Fury-Show 2001 Sobottas Begeisterung für den Sport entfachte. Mit dem UCS-Geislingen war zügig eine gute MMA-Schule gefunden und der heute 25-jährige Bodenkampf-Spezialist war nicht länger gezwungen, Armhebel an seinem Vater auszuprobieren.

Im Alter von 17 Jahren bestritt Peter seinen ersten professionellen MMA-Kampf. Peter blieb in seinen ersten vier Kämpfen ungeschlagen. Im stark besetzten Mittelgewichtsturnier der Leipziger FFC änderte sich dies, als Sobotta zwar den Slowaken Peter Micuch und Lokalmatadoren Hendrik Nitzsche bezwingen konnte, im Finalkampf gegen den Berliner Nelson Siegert dann jedoch den Kürzeren zog. Das Duell gegen das erfahrene Leipziger Kraftpaket Nitzsche beschreibt Sobotta als einen der Knackpunkte seiner damals noch jungen Karriere: “Als ich Hendrik Nitzsche vom Bushido Free Fight-Team beim Halbfinale des Battle of the Belts der FFC in Leipzig besiegt habe, war ich erst 18 Jahre alt, hatte kaum Erfahrung und war zudem total erkältet. Ich dachte wirklich, dass mich dieser Mann umbringen wird! Ich glaube, an diesem Abend habe ich meinen inneren Schweinehund besiegt, denn seitdem gehe ich wesentlich lockerer in meine Kämpfe.”

Nach diesem wichtigen Turnier folgte der nächste Lebensabschnitt im Leben des jungen Kämpfers: Mit der Fachhochschulreife in der Tasche trat Peter eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann bei der Deutschen Telekom an. Zu dieser Zeit änderte sich nicht nur sein berufliches Leben, sondern auch sein Training. Peter zog sich das gesamte Jahr 2007 vom aktiven MMA-Wettkampfgeschehen zurück und legte seinen Schwerpunkt auf den Bodenkampf. Der Sturm durch zahlreiche Submission Wrestling und Brazilian Jiu Jitsu Turniere folgte. Peter blieb ungeschlagen und konnte zahlreiche Turniersiege verzeichnen.

Schritt für Schritt zur großen Karriere

Nach einer fast zweijährigen Ringpause betrat im Juni 2008 ein deutlich schlankerer und am Boden enorm gereifter Peter Sobotta erneut den Kampfring. Beim neunten Outsider Cup beeindruckte der damals 21-Jährige schwer und holte sich einen absolut souveränen Submission-Sieg im Duell gegen den Belgier Robin Dutry. Nur einen Monat später kämpfte sich Sobotta, der mittlerweile in der 77-Kilo-Klasse antrat, durch das Mittelgewichtsturnier (-85 kg) bei den Ostdeutschen Meisterschaften der Free Fight Association. Bereit, größere Aufgaben in Angriff zu nehmen, reiste Peter im September zum KSW nach Polen. Seine Verwandten in Polen wurden Zeugen seines bis dato härtesten Kampfes, als er im Duell der Top-Talente den Russen Kerim Abzailow in der Verlängerung TKO schlug und damit international erstmalig auf sich aufmerksam machen konnte. Diese vier Siege in Folge überzeugten auch die Kampfsport-Fans in Deutschland sodass Peter Sobotta sogar zum Sieger der Kategorie “Bester Deutscher Kämpfer” gekrönt wurde. Kurz nach seinem 22. Geburtstag sicherte sich der hochtalentierte Balinger Grappler knapp ein Drittel aller abgegebenen Stimmen bei den Ground and Pound Awards 2008 und verwies die Konkurrenz auf die Plätze.

Ultimate Fighting Championship

2009 folgte der nächste Karrierekick für Sobotta: Für ihre Debütveranstaltung in Deutschland verpflichtete die UFC, die größte MMA-Organisation der Welt, den damals 22-Jährigen für insgesamt vier Kämpfe.

Am 13. Juni bekam Peter dann, bei seinem ersten UFC-Fight, durch Paul Taylor einen erfahrenen Veteranen vor die Fäuste, der sich an diesem Abend jedoch als zu stark für den sympathischen Kämpfer aus Balingen herausstellte: Taylor verfolgte alle drei Runden eine clevere Taktik und hielt Sobotta mit langen Händen und harten Lowkicks auf Distanz. Auch Takedowns verteidigte der Brite tadellos, was es für Sobotta schwer machte, sein komplettes Potential abzurufen. Punktsieger war schließlich Haudegen Paul Taylor. Trotz der Niederlage im ersten UFC-Kampf konnte sich Peter der Unterstützung seiner zahlreich angereisten und vor allem lautstarken Fans sicher sein.

Einige Tage nach seinem Kampf gegen Taylor bestand Peter die Abschlussprüfung zum IT-Systemkaufmann und trat nahtlos seinen Zivildienst an, welchen er im Balinger Jugendhaus absolvierte. Diese Zeit blieb jedoch karrieretechnisch nicht ungenutzt, denn Peter widmete jede freie Minute dem Aufbau seines zweiten Standbeins: sein eigenes Gym. Im Januar 2010 feierte das Planet Eater seine offizielle Eröffnung. Nach neun Monaten war auch der Zivildienst beendet und bereits tags darauf saß Peter im Flieger nach San Diego, um im April 2010 sein erstes professionelles Trainingslager bei VICTORY MMA zu absolvieren.

Sobottas zweiter Kampf in der Championsleague des MMA verlief weitaus besser. Mit dem Gewinner der neunten “Ultimate Fighter”-Staffel, James Wilks, lieferte er sich bei UFC 115 in Canada über drei Runde einen spannenden Kampf – unterlag am Ende dennoch einstimmig nach Punkten. Die Wertungen der Punktrichter stellten sich allerdings als teils zweifelhaft heraus, denn Sobotta konnten den Fight über weite Strecken dominieren und auch viele externe Beobachter sahen ihn vorne.

Auch Joe Silva, Matchmaker der UFC, war beeindruckt von Peters Talent und seinen großen Fortschritten. Deshalb bekam Sobotta in seinem nächsten, dritten Kampf die Chance, sich auf der Main Card der UFC 122 vor einem Millionen Publikum zu präsentieren. Sein Gegner war kein Geringerer als der beliebte Gewinner der siebten “The Ultimate Fighter”-Staffel und Weltklasse Thaiboxer Amir Sadollah. Am 13. November 2010 kreuzten die Kämpfer in Oberhausen die Handschuhe. Nach einer hart umkämpften Schlacht unterlag Peter abermals nach Punkten. Sichtlich enttäuscht und schwer geknickt nahm er noch Zeit für seine zahlreich angereisten Fans, verließ kurz darauf aber die Arena, um sich für einige Wochen zurückzuziehen: “In den letzten eineinhalb Jahren ist unheimlich viel geschehen. Ich hatte sehr viel zu verarbeiten und musste erst einmal über meine aktuelle Situation und meine Zukunft nachdenken.”

Ende November 2010 gab Peter Sobottas Management bekannt, dass er vorerst nicht mehr für die UFC kämpfen wird. “Anfang dieser Woche haben wir die UFC darum gebeten, Peters Vertrag nach drei der vier vereinbarten Kämpfe vorzeitig aufzulösen.” Ein schwerer Schritt. “In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sind sie unserer Bitte nachgekommen. Nach drei Niederlagen in Folge mussten wir Peter sportlich schützen und einen neuen Anlauf nehmen.” Der Veranstalter aus dem US-Bundesstaat Nevada sei mit der Leistung des jungen Deutschen jedoch keineswegs unzufrieden gewesen: “Dana White hat die Vertragsauflösung persönlich bereut und Peter alles Gute für seine Zukunft gewünscht”, so Sobottas-Management weiter. “Joe Silva, der bei der UFC für die Kampfansetzungen verantwortlich ist, ging sogar noch weiter und nannte Peters Entwicklung bemerkenswert, vor allem deshalb, weil er ja erst seit einem Dreivierteljahr Profisportler ist und mit seinen 23 Jahren einen echten Jungspund darstellt. Er versicherte darüber hinaus, dass er Peters Zukunft mittelfristig auf jeden Fall in der UFC sieht.”

Das Comeback

Nach einjähriger MMA-Abstinenz stieg Peter Sobotta schließlich 2011 bei der MMA Attacks Jungfernveranstaltung wieder in den Käfig. Dort lieferte er sich eine packende Schlacht mit dem polnischen Ringer Borys Mankowski. Der Kampf wurde einige Monate später sogar mit dem prestigeträchtigen Herkules-Award für den “Kampf des Jahres” in Polen ausgezeichnet. Das Ergebnis des Kampfes war allerdings äußerst kontrovers: Sobotta kontrollierte das Geschehen im Stand und traf dort mit seinen Schlägen und Tritten häufiger und effektiver als sein Gegner. Auch auf der Matte stellte sich Sobotta als der aktivere und wesentlich gefährlichere Kämpfer heraus. Nichtsdestotrotz werteten die polnischen Punktrichter den Kampf nach zwei Runden als Unentschieden, woraufhin Peter auch in der Verlängerungsrunde sowohl im Stand als auch auf dem Boden punktete. Genützt hatte es ihm dennoch nichts, denn die Punktrichter erklärten Mankowski, Peters Gegner, zum Sieger. Ein Fehlurteil, dessen sich sogar die polnischen Fans und Journalisten sicher waren, wie man anschließend im Internet lesen konnte. Das Team von Sobotta legte gegen das Urteil Protest ein – und bekam schließlich Recht. Zumindest teilweise. Gemäß den Statuten von MMA Attack wurde ein neues Schiedsgericht gebildet, das den Kampf unabhängig vom Urteil in der Halle neu bewertete. Die neuen Punktrichter werteten den Kampf zweimal mit 20-19 und einmal mit 20-18 für Sobotta. Trotz des völlig anders bewerteten Kampfes konnte sich MMA Attack jedoch nicht dazu durchringen, Sobotta nachträglich den Sieg zuzusprechen, sondern änderte das Endergebnis lediglich in ein Unentschieden.

Zurück an die Spitze

Im Jahr 2012 wendete sich das Blatt und es sollte das bis dato beste Jahr in Peters MMA Karriere werden. In seinem nächsten Kampf fertigte Peter Sobotta den rumänischen Brawler Marius Panin schulbuchmäßig nach 80 Sekunden ab: Nach seinem patentierten linken High Kick gelang Sobotta der Takedown, von dem er mühelos in die Mount-Position passieren konnte. Dort angekommen ließ der Balinger ein für ihn ungewöhnlich brutales Schlaggewitter auf seinen Gegner hinabprasseln, bevor er ihn schließlich per Rear-Naked-Choke aus seiner Misere erlöste.

Wie ein Fisch im Wasser, präsentierte sich der deutsch-polnische UFC-Veteran Peter Sobotta auch einen Monat später bei MMA Attack 2 in der Arena Spodek, in Kattowitz/Polen. Er bezwang den spanischen BJJ-Schwarzgurt Juan Manuel Suarez (12-1) mit einer Submission nach nur 2:18 Minuten und fuhr seinen zweiten Sieg innerhalb von nur vier Wochen ein.

Drei Kämpfe, drei Siege – Peter lies seiner Konkurrenz beim Old-School-Turnier der Casino Fight Night III in Erfurt am 10. November 2012 keine Chance. Gerade einmal 4 Minuten benötigte er um seine drei Gegner via Rear Naked Choke zu finalisieren. Keine Runden, kein Zeitlimit – dieses Format schien dem Planet-Eater-Chef entgegengekommen zu sein! Im ersten Viertelfinalkampf setzte sich Peter nach 35 Sekunden gegen den serbischen Ex-Boxer Branimir Radosavljevic aus Wien durch. Damit traf er im Halbfinale auf den kurzfristig eingesprungenen belgischen Kickboxer Mustafa Asmaoui, welchen er nach 1:36 Minuten abklopfen ließ. Im Finale traf Sobotta auf den Mann, der bereits im vergangenen Jahr beim ersten Old-School-Turnier das Finale erreicht hatte. Sobotta ließ erneut nichts anbrennen und machte nach 2:10 Minuten den Sack mit einem Rear Naked Choke zu – sein fünfter Sieg mit diesem Würgegriff in 2012.

Rückkehr in die UFC

Nach 5 erstrunden Siegen in 2012 kam der Anruf der UFC. Die MMA Championsleague wollte Peter Sobotta wieder zurück in den Kader nehmen und der erste Kampf folgte zwei Monate nach Vertragsunterzeichnung.